The Jeffrey Lee Pierce Project -
Axels & Sockets
(Glitterhouse)
„Axels & Sockets“ ist bereits die dritte Veröffentlichung des losen Musiker-Verbunds, der sich dem Ziel verschrieben hat, die Erinnerung an den Musiker, Autor und Weltenbummler Jeffrey Lee Pierce lebendig zu halten, der in den Achtzigern mit seiner Band The Gun Club Punk, Blues und Americana auf unnachahmliche Weise verknüpfte, bevor er 1996 mit nur 38 Jahren starb. Dabei geht es hier nicht darum, wie sonst bei Tribute-CDs gang und gäbe, die bekanntesten Songs von irgendwem nachspielen zu lassen, der gerade angesagt ist und dessen Name ein paar ordentliche Verkaufszahlen verspricht: Hier haben sich ehemalige Weggefährten daran gemacht, gemeinsam mit anderen Brüdern und Schwestern im Geiste das Werk fortzuführen, das Pierce selbst nicht mehr vollenden konnte. Wie schon auf den ersten beiden Alben, We Are Only Riders und The Journey Is Long, handelt es sich bei den Songs nämlich nicht um bereits bekanntes Material, sondern um Bearbeitungen von bisher unveröffentlichten Titeln, die Pierce selbst nie fertig stellte, und die sein Mitstreiter Cypress Grove posthum auf Demo-Cassetten entdeckte.
Pierces markante, hysterische Stimme bildet den Abschluss mit
„Shame And Pain“, in dem textlich er über den alten Lovin’-Spoonful-Klassiker
„Summer In The City“ improvisiert, musikalisch eingerahmt von Mark Stewart und Thurston
Moore, und es ist schön, nach den Interpretationen anderer Künstler noch einmal
den Meister selbst zu hören. Andererseits: Diese Platte atmet so sehr den uramerikanischen
Independent-Geist, den Pierce verkörperte, dass das eigentlich nicht nötig ist.
Honey, eine junge Band aus Großbritannien, die der britische Journalist Kris
Needs zum Projekt hinzubat, klingen bei „Thunderhead“ mehr nach dem Gun Club der
frühen Jahre, nach „Sex Beat“ und „She’s Like Heroin To Me“, als Pierce es
später oft selbst tat. Primal Scream hingegen sind in jeder Note ihres Remixes
von „Goodbye Johnny“ sie selbst, sperrig und eckig und avantgardistisch, und sie
erinnern auf ihre eigene Weise an eine selten gewordene Geisteshaltung, die von
der Liebe zur Musik und einer Kompromisslosigkeit geprägt war, die sich über
alle Grenzen hinwegsetzte, auch die eigenen körperlichen.